Level(s)-Bewertung bei der LEED-Zertifizierung: Ein Überblick
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Seit April 2023 hat Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) die Level(s)-Rahmenbewertung als Alternative zu seiner LCA-Methodik akzeptiert. Dieser Artikel untersucht die vergleichenden Vorteile der Verwendung von Level(s) für WBLCA und konzentriert sich darauf, wie sie die Zugänglichkeit, Zuverlässigkeit und Anpassung der LCA-Ergebnisse bei der LEED-Zertifizierung an globale Nachhaltigkeitsstandards verbessert.
Einer der wichtigsten Vorteile des Level(s)-Rahmens ist die einfache Punktevergabe und der standardisierte Ansatz zur Durchführung von Ökobilanzen. Im Gegensatz zur LEED Whole Building Life Cycle Assessment (WBLCA)-Methode, die aufgrund der strengen Anforderungen zur Erfüllung der Reduktionsziele komplex sein kann, bietet Level(s) einen einfacheren Weg für Projekte, um LEED-Punkte zu erhalten. Insbesondere eine Bewertung der Stufe 2 ist eine zuverlässige Methode zur Erlangung von 3 LEED-Punkten, die es Projekten ermöglicht, nachhaltige Praktiken anzuwenden, ohne den Druck, anspruchsvolle Reduktionsschwellen zu erreichen. Da der Schwerpunkt auf der Bewertung selbst und nicht auf dem Erreichen spezifischer Reduktionsziele liegt, fördern Level-2-Bewertungen eine breitere Akzeptanz von LCA-Krediten in LEED.
Herausforderungen und Überlegungen
Eine der Herausforderungen des Level(s)-Rahmens ist die Abhängigkeit von der neueren EPD-Norm (EN15804+A2) für die Berechnung der Wirkungskategorien. Diese Anforderung schränkt die Auswahl an verfügbaren Umweltproduktdeklarationen (EPDs) ein und verkompliziert den LCA-Prozess, wenn Hersteller von der vorherigen Norm (EN15804+A1) umsteigen. Während Level(s) die Verwendung von produktspezifischen Umweltproduktdeklarationen (EPDs) gegenüber allgemeinen Daten fördert, stellten Del Rosario et al. (2021) fest, dass nur 13 % der vorhandenen EPDs den von Level(s) geforderten Cradle-to-Cradle-Ansatz erfüllen. Diese Einschränkung stellt eine Herausforderung dar, da es kaum Anleitungen zur Behebung dieser Datenlücken gibt.
Darüber hinaus betonen De Wolf et al. (2023), dass es den aktuellen Benutzerhandbüchern für Level(s) an klaren Leitlinien für die Festlegung von Benchmarks mangelt und die bestehenden Berechnungsmethoden übermäßig komplex sind, was eine Vereinfachung erforderlich macht. Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit, die Berichterstattung über die Ergebnisse zu vereinfachen, um die Benutzerfreundlichkeit und Wirksamkeit zu verbessern.
Sicherstellung der Vergleichbarkeit und der globalen Angleichung
Ein entscheidender Vorteil des Level(s)-Rahmens ist die Einhaltung der europäischen Normen (EN 15978) für die Berichterstattung über Ökobilanzen (LCAs). Dadurch wird sichergestellt, dass Level(s) vergleichbare Ökobilanzergebnisse für verschiedene Projekte und Länder liefert. Im Gegensatz dazu fehlt der LEED-Methode zur Ökobilanzierung ganzer Gebäude (Whole Building Life Cycle Assessment, WBLCA) eine standardisierte Definition der Geschossfläche, was zu Unstimmigkeiten führen kann, wenn regionale Standards angewendet werden. Beispielsweise könnte ein Projekt in Deutschland die Dicke der Außenwände in die Berechnung der Geschossfläche nach DIN 277 einbeziehen, während ein Projekt in Finnland, das der lokalen N-M2-Definition folgt, die Dicke der Außenwände ausschließen würde (Astle et al., 2023). Solche Diskrepanzen verringern nicht nur die Vergleichbarkeit der Bewertungen, sondern sorgen auch für Verwirrung bei der Interpretation der LCA-Ergebnisse. Der Level(s)-Rahmen entschärft diese Probleme, indem er einen standardisierten Ansatz verfolgt und eine einheitlichere und weltweit anwendbare Methode zur Bewertung und zum Vergleich der Umweltauswirkungen von Bauprojekten bietet.
Förderung der Kreislaufwirtschaft und des ganzheitlichen Lebenszykluskonzepts
Ein weiterer wesentlicher Vorteil des Level(s)-Rahmens ist sein Cradle-to-Cradle-Ansatz, der alle Lebensphasen eines Gebäudes umfasst, von der Materialgewinnung bis hin zu End-of-Life-Szenarien. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur WBLCA-Methode von LEED, die einen Cradle-to-Grave-Ansatz verfolgt und die Berücksichtigung von End-of-Life-Szenarien ausschließt. Durch die Integration der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft und des Lebenszykluskonzepts in die LCA-Methodik ermutigt Level(s) Hersteller und Entwickler, die Verantwortung für alle Gebäudeelemente und -prozesse während des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes zu übernehmen (Ferrari et al., 2022). Dieser ganzheitliche Ansatz steht in engem Einklang mit den Zielen einer Kreislaufwirtschaft und fördert Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz vom Entwurf bis zum Abriss.
Schlussfolgerung: Die Zukunft der Ökobilanz mit Level(s)
Der Level(s)-Rahmen stellt aufgrund seines strukturierten Ansatzes und der Angleichung an europäische Normen eine bemerkenswerte Verbesserung der LCA-Methoden dar. Durch die Integration des Level(s)-Rahmens in den LEED-Zertifizierungsprozess profitieren Projekte von einer stärker standardisierten und weltweit anwendbaren Methodik für die Ökobilanzierung (LCA). Bei einer breiten Anwendung in verschiedenen Green Building Rating Systems (GBRS) könnte dies die Schaffung eines solideren Datenpools erleichtern, was zu einer besseren Identifizierung wirksamer Strategien zur Verringerung der Umweltauswirkungen führt. Diese Angleichung könnte den Bewertungsprozess rationalisieren, die Kosten senken und die Gesamtwirksamkeit nachhaltiger Baupraktiken erhöhen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Level(s)-Rahmenwerk zwar gewisse Einschränkungen aufweist, aber ein erhebliches Potenzial besitzt, um Fortschritte im Bereich des nachhaltigen Bauens zu erzielen. Während sich die Branche weiterentwickelt, könnte die Einführung solcher standardisierten Ansätze zu konsistenteren, wirkungsvolleren und datengesteuerten Verbesserungen der Nachhaltigkeit von Gebäuden führen.
Referenzen
- Astle, P., Gibbons, L., & Eriksen, A. (2023). Comparing differences in building life cy-
cle assessment methodologies. https://www.ramboll.com/en-gb/insights/decarbo-
nise-for-net-zero/which-life-cycle-assessment
- Del Rosario, P., Palumbo, E., & Traverso, M. (2021). Environmental Product Declara-
tions as Data Source for the Environmental Assessment of Buildings in the Context
of Level(s) and DGNB: How Feasible Is Their Adoption? Sustainability (Basel),
13(11), 6143. https://doi.org/10.3390/su13116143
- De Wolf, C., Cordella, M., Dodd, N. J. F., Byers, B. S., & Donatello, S. (2023). Whole
life cycle environmental impact assessment of buildings: Developing software tool
and database support for the EU framework Level(s). Resources, Conservation and
Recycling, 188, 106642. https://doi.org/10.1016/j.resconrec.2022.106642
- Ferrari, S., Zoghi, M., Blázquez, T., & Dall’O, G. (2022). New Level(s) framework:
Assessing the affinity between the main international Green Building Rating Systems
and the European scheme. Renewable & Sustainable Energy Reviews, 155, 111924.
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