Green Building im Überblick

Die Unterschiede zwischen den großen Zertifizierungssystemen für nachhaltiges Bauen wie LEED, DGNB, BREEAM und WELL liegen hauptsächlich in ihren Herangehensweisen, Kriterien und regionalen Schwerpunkten. Hier sind einige Schlüsselaspekte:

LEED (Leadership in Energy and Environmental Design): Entwickelt in den USA, ist LEED eines der bekanntesten Zertifizierungssysteme weltweit. Es bewertet Gebäude in verschiedenen Kategorien wie Energieeffizienz, Wasserwirtschaft, Materialien und Ressourcen, Innenraumqualität und Innovation. LEED ist sehr flexibel und wird weltweit am häufigsten eingesetzt. Der Vorteil für Deutschland ist, dass der deutsche Baustandard im Vergleich zur amerikanischen Referenz relativ hoch ist und daher bei LEED mit relativ niedrigem Aufwand sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Eine weitere Besonderheit von LEED ist, dass im System „Core&Shell“ der veredelte Grundausbau zertifiziert wird. Damit ist die Zertifizierung weitgehend unabhängig von späteren Mietern und gerade bei Investitionsobjekten beliebt.

DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen): Das DGNB System, entwickelt in Deutschland, legt großen Wert auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Es bewertet nicht nur die ökologische Qualität, sondern auch ökonomische Qualität, soziokulturelle und funktionale Qualität, Technik und Prozessqualität. DGNB gilt als eines der umfassendsten Systeme, da es eine ganzheitliche Betrachtung des Bauens fördert. Mit bis zu einigen hundert Anforderungen ist es sehr umfangreich. Die Nähe zum deutschen Bauprozess ist sicherlich einer der Vorteile gegenüber den internationalen Wettbewerbern. Aufschwung hat das Label zuletzt im Zuge mit der KfW / QNG Förderung erhalten, da das DGNB System einer von nur drei anerkannten Nachweiswegen nach QNG ist.

ANFRAGEN

BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method): Als ältestes Zertifizierungssystem, entwickelt im Vereinigten Königreich, legt BREEAM Wert auf eine breite Palette von Umweltaspekten, einschließlich Energieverbrauch, Wassernutzung, Gesundheit und Wohlbefinden, Verschmutzung, Transport, Materialien, Abfall und Ökologie. BREEAM ist besonders in Europa verbreitet und wird für seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an lokale Bedingungen geschätzt. Der DACH-Raum besitzt ein eigenes nationales Schema, dass es den Beteiligten erlaubt, die Unterlagen auf Deutsch einzureichen. Außerdem wurden zahlreiche Adaptionen vorgenommen, um den nationalen Baustandard widerzuspiegeln. Gerade im Bereich der Bestandsgebäude erfreut sich das System einer hohen Beliebtheit – mehr als 80% aller Bestandszertifizierungen werden nach BREEAM vorgenommen.

QNG: Anfang 2023 wurde die Förderung der KfW für Gebäude grundlegend überarbeitet. Galt bis dahin die Energieeffizienz als oberstes Maß für die Förderfähigkeit, ist es nun auch möglich – und teilweise verpflichtend erforderlich, das Gebäude ganzheitlich zu betrachten. Zentraler Punkt ist das Qualitätssiegel Nachhaltiges Bauen, das vom BMWSB herausgegeben wird. Hier wird auch der Lebenszyklus des Gebäudes bewertet, genauso wie Schadstofffreiheit von Materialien, Barrierefreiheit und andere Kriterien. Neben einer Reihe von verpflichtenden Mindestanforderungen

WELL Building Standard: WELL konzentriert sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gebäudenutzer. Die Kriterien umfassen Luft- und Wasserqualität, Ernährung, Licht, Fitness, Komfort und psychisches Wohlbefinden. WELL ist komplementär zu anderen Zertifizierungssystemen und kann in Verbindung mit LEED oder anderen Standards angewendet werden, um den Schwerpunkt auf die menschlichen Aspekte des Bauens zu legen.

Passivhaus-Standard: Während kein Zertifizierungssystem im herkömmlichen Sinne, setzt der Passivhaus-Standard strenge Anforderungen an die Energieeffizienz eines Gebäudes. Der Fokus liegt auf der Reduzierung des Heiz- und Kühlbedarfs durch passive Maßnahmen wie hochwertige Isolierung, luftdichte Bauweise und optimierte Fenster. Das System war vor allem zu Beginn des 21. Jahrhunderts beliebt, mittlerweile wurde es von den ganzheitlichen Zertifizierungssystemen überholt.

Jedes dieser Systeme hat seine eigenen Stärken und eignet sich für verschiedene Projekttypen und geografische Bedingungen. Die Wahl des richtigen Systems hängt von den spezifischen Zielen und Anforderungen des jeweiligen Projekts ab.