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Wie wird ein Datencenter nachhaltig?

Datencenter als wichtiges Asset im Wandel

Boris Mallkowsky

Datencenter werden eine zunehmend wichtigere Assetklasse, nicht zuletzt seit sich der Markt für Büroimmobilien deutlich abgekühlt hat.

Gerade im Bereich der energieintensiven Datencenter scheint eine Green Building Zertifizierung notwendig. Das erkennen auch immer mehr die Entwickler und setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit.

Im Bereich der reinen IT gibt es etablierte Regelwerke, auf der Gebäudeebene sieht es leider noch etwas anders aus:

Während LEED ein eigenes Subystem aufweist, hat DGNB keine fertig Lösung parat. Hier kann eine Flex-Zertifizierung angestrebt werden. Dabei werden aus anderen System (z.B. Logistik und Büro) die passenden Kriterien projektspezifisch zusammengesucht.

Problematisch daran ist, dass Datencenter eine sehr eigene Betrachtung benötigen: Die Prozesse im Inneren dominieren deutlich, das Bauwerk an sich ist oft nur schutzgebende Hülle. Einige Datencenter haben kaum Arbeitsbereiche, andere zumindest in Teilbereichen.

Und auch bei der Anwendung von LEED ergeben sich noch Spannungen:

LEED belohnt z.B. die gute Anbindung an den ÖPNV und eine hohe Bebauungsdichte in der Umgebung, Datencenter hingegen brauchen Randlagen und niedrige Bebauungsdichten.

Sehr hohe Punktzahlen sind damit schwerer möglich, aber ein Datencenter im Stadtzentrum zu platzieren ist sicherheitstechnisch und energieversorgungstechnisch unsinnig. Zudem unwirtschaftlich durch die deutlich höheren Grundstückpreise.

Die momentan diskutierte Verpflichtung die immensen Wärmelasten über Nahwärmenetze der Umgebung verfügbar zu machen, spielt bei LEED kaum eine Rolle.

Die Bewertung der Effizienz erfolgt nach einem eigenen Verfahren, branchenübliche Kennwerte wie Power Usage Effectiveness (PUE) treten bei LEED nur am Rande auf.

Wird das Datencenter als Colocation ausgeführt, wird die Sache noch komplizierter:

Entweder bleiben die zukünftigen Mietergeräte aus der Betrachtung außen vor, und es wird mit Standardwerten gerechnet – dies macht aber eine gute Bewertung unmöglich. Oder zukünftige Mieter verpflichtet werden Energiestandards einzuhalten. Das ist im Bürobau schon üblicher, auf Hyperscaler könnte dies abschreckend wirken.

Deutschlandweit gibt es derzeit 10 registrierte v4/v4.1 Datencenter Projekte, davon ist lediglich eines schon zertifiziert – in der niedrigsten Stufe.

Weltweit sind es 1200 registrierte Projekte. Quelle: https://support.usgbc.org/hc/en-us/articles/12154267763987-Applying-LEED-to-data-center-projects#document

Unser Fazit: Die Zertifizierung von Datencentern als Green Buildings ist möglich, allerdings braucht es erfahrene Partner, die beide Welten – Gebäude und IT verstehen. Und die die Stellschrauben der Zertifizierungssysteme beherrschen, dann klappt es auch mit dem LEED Platinum Datencenter.